Als inPatience – die neue Heimat des Oniverse – 2022 gegründet wurde, kamen neben der Neuheit Stellarion auch alle bis dato veröffentlichten Oniverse-Titel als Neuauflage heraus. Nur den direkten Nachfolger von Onirim gab es nicht. Das ursprünglich 2012 erschienen Urbion war aber nicht vergessen, sondern wurde gründlich überarbeitet und ist nun zur SPIEL im letzten Jahr in der 2. Auflage erschienen. Wir haben es uns angeschaut.
Geht man nach dem BGG-Ranking ist Onirim der beliebteste Titel des Oniverse. Urbion liegt mit der ersten Auflage auf dem letzten Platz. Als Nachfolger des Erfolgstitels hatte es Urbion nicht leicht, was eigentlich Schade ist, da es trotz der erkennbaren Parallelen ein sehr gutes und vor allem eigenständiges Spiel ist. Die Neuauflage bringt ganze sieben Erweiterungen mit und damit mehr als das dreifache der Erstausgabe.
In der Bibliotheken-Stadt der Träume leben die Sognae (fröhliche Träume) und Incubi (traurige Träume) in einem empfindlichen Gleichgewicht. Spielt man Urbion, ist es die Aufgabe der Spielenden dieses Gleichgewicht zu halten. Diese Aufgabe ist nicht gerade einfach.
Einfache Mechanik mit großer Herausforderung
Das Grundspiel bringt ganz einfache Regeln mit. Nur zwei Aktionen und ein paar Regeln muss man sich merken, um das Gleichgewicht in Urbion zu halten.
Bevor man diese Aktionen nutzen kann, muss man allerdings erst noch die Stadt einrichten. Dazu deckt man vier der zwölf Stadtkarten auf und legt sie untereinander. Diese Stadtkarten zeigen jeweils zwei der vier möglichen Elemente, die im Spiel vorgeben, welche Karten man dort anlegen darf. Während des Aufbaus sind diese Elemente aber noch nicht relevant. Für jede Stadtkarte zieht man zwei Traumkarten und platziert sie ihrer Stimmung entsprechend neben der Stadtkarte – die Sognae links und die Incubi rechts.
Mit vier Handkarten stürzt man sich dann ins Getümmel der Stadt. Man wählt eine Karte von der Hand aus, die man ablegt. Entweder spielt man sie ihrer Stimmung und dem Element entsprechend neben eine Stadtkarte (maximal drei auf jeder Seite) oder wirft sie ab, um zwei platzierte Karten zu tauschen oder einen Zensus auszuführen.
Beim Zensus kontrolliert man, ob sich die Stadtkarten im Gleichgewicht befinden. Wenn sie es sind, legt man die Stadtkarte auf den Erfolgsstapel und wirft alle Traumkarten ab. Bei Stadtkarten, die nicht im Gleichgewicht sind, darf man von links und rechts beliebige, in Summe gleichwertige Karten abwerfen.
Schafft man es alle vier Stadtkarten gleichzeitig im Gleichgewicht zu haben beim Zensus, darf man eine weitere Stadtkarte auf den Erfolgsstapel legen.
Anschließend zieht man eine Karte nach, um wieder vier auf der Hand zu halten. Die Chaoskarten können hier zum Problem werden. Erwischt man diese anstelle einer normalen Traumkarte, muss man sie abhandeln. Es stehen dabei drei Optionen zur Auswahl, die alle nicht wirklich schön sind. Man kann sie neben eine Stadtkarte auf die stärkere Seite spielen. Alternativ kann man sie abwerfen und mit ihr weitere Karten vom Traumstapel abwerfen oder alle Traumkarten neben einer Stadtkarte, die im Gleichgewicht ist, entfernen.
Sobald man alle zwölf Stadtkarten im Erfolgsstapel hat, gewinnt man das Spiel. Müsste man eine Traumkarte nachziehen, wenn der Nachziehstapel aufgebraucht ist, verliert man.
Infos zu Urbion
Personenzahl: 1 oder 2 Personen Alter: ab 10 Jahren Spielzeit: 30 Minuten Schwierigkeit: Kennerspiel Langzeitmotivation: sehr gut Mechaniken: Hand Management, Tableau Management Spielidee: Shadi Torbey Illustrationen: Élise Plessis Verlag: inPatience Games; dt. Ausgabe. HUCH! Offizielle Website: Urbion Erscheinungsjahr: 2012/2024 Sprache: deutsch Kosten: ca. 20 Euro |
Fazit
Urbion steht völlig zu unrecht etwas im Schatten der anderen Oniverse-Spiele. Es bringt alles mit, was die Reihe ausmacht und bietet neben Sylvion die mit Abstand größte Herausforderung, wenn es ums Gewinnen geht.
Mechanisch spürt man die Nähe zu Onirim recht stark. Man hat wieder Handkarten, die man entweder anlegen oder für einen Effekt abwerfen kann und einen Typ Karte, der beim Nachziehen negative Effekte mit sich bringt. Der Effekt, der durch das Abwerfen ausgelöst wird ist etwas ausgereifter und auch die „bösen“ Karten sind etwas vielseitiger einsetzbar, aber trotzdem fühlt sich der Kern ähnlich an.
In den Feinheiten grenzt sich Urbion dann aber klarer ab. Vor allem ist es gerade im Grundspiel alles andere als leicht, das Spiel zu gewinnen. Den Chaoskarten ist man recht wehrlos ausgeliefert, was gerade wenn diese eher in der unteren Hälfte des Decks liegen, frustrierend werden kann. Abhilfe schaffen hier die ersten vier Erweiterungen, die alle jeweils neue Stadt- und Traumkarten einführen, mit denen man mehr Kontrolle bekommt. Diese sind in beliebiger Zusammenstellung für mich ein „must-play“. Die weiteren Erweiterungen bringen eher neue Elemente ins Spiel, wurden aber für diese Rezension nicht nennenswert getestet.
Optisch passt die neue Edition jetzt perfekt ins Oniverse und gefällt mir wie alle anderen Spiele wieder sehr gut. Auch am Material kann man wie immer nichts aussetzen.
Durch die hohe Schwierigkeit besitzt das Spiel auch langfristig seinen Reiz, aber auch hier gilt für mich, dass es die Erweiterungen braucht, um einfach das kleine bisschen mehr Kontrolle und Abwechslung zu haben. Der grundlegende Spielablauf nutzt sich trotz der simplen Mechanik dabei kaum ab.
Urbion war und ist ein würdiger Nachfolger von Onirim und kann trotz seiner 10 Jahre auch heute noch voll überzeugen. Egal ob zur Vervollständigung der Kollektion oder als Neueinstieg ins Oniverse ist Urbion eine volle Empfehlung.
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