Zwischen Wetzlar und Gießen befindet sich die Gemeinde Heuchelheim. Diese ist für Brettspielbegeisterte in sofern interessant, da dort einer der größten kleinen Verlage herkommt. Skellig Games wurde im Jahr 2017 gegründet und ist seitdem stetig gewachsen. Anfangs noch ohne Spiel hat sich der Verlag zu einem der nicht mehr ganz so geheimen Geheimtipps neben den ganz großen Verlagen entwickelt. Wir haben mit Gründer Uwe Bursik über den Verlag gesprochen.
Wer mit Brettspielen seinen Lebensunterhalt verdienen möchte, steht vor einer schwierigen Aufgabe. Von der Arbeit als Spieleautor kann in der Brettspielbranche nur ein Bruchteil leben. Als Brettspielverlag scheint die Chance größer, den Lebensunterhalt damit bestreiten zu können. So dachte es sich Uwe Bursik und gründete 2017 den Verlag Skellig Games. Dass er bei Spielen ein gutes Händchen hat, zeigt schon die Tatsache, das 32 Titel von Skellig Games in den Top 2.000 bei BGG liegen und drei davon in den Top 100 (u. a. auch Die Halle des Bergkönigs, Arborea, Der Große Jahrmarkt, Darwins Journey, Erde, Die Wölfe).
Ein Verlag ohne Spiel?
Der Verlag war gegründet. Der Name schnell gefunden. Dieser basiert auf einer heute unbewohnten irischen Insel bzw. einem Lied über diese Insel von der kanadischen Sängerin Loreena McKennitt. Aus dem Namen der Insel Skellig Michael wurde der Verlagsname Skellig Games.
Das Wichtigste für einen Brettspielverlag fehlte aber noch: ein Spiel. Dieses kam in Form von Concerto. Das Spiel stammt von Uwe selbst, befand sich zum Zeitpunkt der Verlagsgründung wie viele andere Ideen aber noch nicht im finalen Zustand. Die Entscheidung fiel auf dieses Spiel, da es sowohl etwas Besonderes (Merkaspekt) bieten konnte als auch von den Produktionskosten in einem vertretbaren Rahmen lag.
Passend zur Mentalität des Verlags ging es dann 2019 in Ambrosia, dem nächsten Spiel von Skellig Games, um fleißige Bienchen. Es ist das zweite und bis jetzt auch letzte Spiel, das Uwe selbst entwickelt hat. Zumindest das Thema Bienen sollte Skellig Games aber später mit Honey Buzz und den Erweiterungen dazu wieder aufgreifen.
Im gleichen Jahr wie Ambrosia kam dann auch das erste Spiel eines externen Autors. Mice to meet you ist ein kleines Karten- und Würfelspiel von Autor Daniel Bernsen. Das Spiel wurde auf den Ratinger Spieletagen entdeckt. Da es überzeugen konnte und finanziell ohne allzu großes Risiko realisierbar war, wurde es dann von Skellig Games veröffentlicht.
Aus Maus wird Mars
Einen großen Einfluss auf die Weiterentwicklung des Verlags hatte dann ein essbarer roter Himmelskörper und ebnete den Weg hinzu Spielen mit deutlich umfangreicherer Ausstattung.
Die Partnerschaft mit Eagle Gryphon Games begann mit einer Anfrage bei Vital Lacerda zu einer möglichen deutschen Lokalisation von The Gallerist. Dieser leitete den Kontakt zu EGG ein. Mit The Gallerist klappte es dann noch nicht aber mit Escape Plan und On Mars fanden direkt zwei andere Lacerda-Titel ihren Weg zu Skellig Games.
Diese Partnerschaft besteht bis heute und hat im Kickstarter zu Speakeasy einen weiteren Höhepunkt erreicht. Die Lacerda-Spiele bieten zudem eine gewisse finanzielle „Sicherheit“, da sie einfach sehr beliebt sind und auch mehrere Jahre nach Veröffentlichung noch stark nachgefragt werden.
Der nächste große Fang hat zumindest teilweise etwas mit Fischen zu tun. Insel der Katzen sowie die Erweiterungen und auch das Spinoff Los zum Floß sind bei Skellig Games erschienen. Auch hier klappte es nicht beim ersten Kontakt mit The City of Games. Eigentlich hatten bereits Gespräche mit einem anderen Verlag begonnen, doch als diese erfolglos blieben, waren Skellig Games zur Stelle und sicherten sich die Rechte für die Lokalisation.
Auch wenn sie sich mit dem Projekt eigentlich etwas übernommen hatten, sollte der große Erfolg des Spiels dieses eingegangene Risiko wieder wett machen.
Zwei wichtige deutsche „Institutionen“
Was einem Verlag immer Aufmerksamkeit bringt, ist der Name Rosenberg. So sicherten sich Skellig Games im gleichen Jahr wie Insel der Katzen auch ein Spiel von einem der erfolgreichsten Brettspielautoren. Hierbei handelt es sich auch wieder um ein Plättchenlegespiel, das in diesem Fall eine Weiterentwicklung zu Nova Luna darstellt. Anders als Nova Luna ist Sagani allerdings kein Wettrennen darum, die eigenen Scheiben loszuwerden, sondern ein punktebasiertes Spiel.
Neben „Rosenberg“ gibt es noch etwas weiteres aus Deutschland stammendes, was weltweit Aufmerksamkeit in der Brettspielwelt auf sich zieht: Das „Spiel des Jahres“.
Auch hier konnten Skellig Games 2022 eine Nominierung abstauben. Das Deduktionsspiel Cryptid wurde damals zum Kennerspiel des Jahres nominiert. Auch wenn damals die Auszeichnung an Living Forest ging, brachte das dem noch jungen Verlag wieder ein großes Stück mehr Aufmerksamkeit.
Im vergangenen Jahr konnten Skellig Games dann den nächsten großen Coup für Fans von Expertenspielen landen. Da Quality Beast, die bisher die deutschen Ausgaben mehrerer Mindclash-Titel übernommen hatten, mehr in die rein redaktionelle Arbeit gehen wollten, wurden Skellig Games der Partner für „alles andere“. So fanden nun Anachrony und dessen Erweiterungen, Astra, Septima und Voidfall nach Deutschland und auch der neueste Kickstarter Revenant wird von Skellig Games lokalisiert werden.
In diesem Jahr gab es dann wieder eine Nominierung für Skellig Games beim Kennerspiel des Jahres für Die Gilde der fahrenden Händler. Ebenfalls in diesem Jahr gab es auf der SPIEL in Essen mit Loot das offizielle Spiel zur Messe. So sind über die sieben Jahre seit 2017 von A wie Age of Steam oder Arborea bis Z wie Zwergendorf über 100 Titel (Grundspiele und Erweiterungen) bei Skellig Games erschienen.
Der Norden, die Bäume und die Yokai
Auch in Zukunft wird es bei Skellig Games eine vielfältige Mischung an Spielen geben. Von Familien- über Kenner- bis zu Expertenspielen und allem dazwischen ist alles dabei.
Inzwischen funktioniert es recht gut, über den Namen „Skellig Games“ Kontakte zu knüpfen. Bei der Auswahl neuer Lokalisierungsprojekte ist der zu erwartende Erfolg sehr wichtig, da Skellig Games gerade in puncto Auflagengröße noch ein „kleiner“ Verlag sind und Lizenzspiele grundsätzlich teurer sind. Neben einem möglichen Hype um die Originalausgabe des Spiels ist insbesondere auch das Cover und die generelle Optik des Spiels von großer Bedeutung bei der Auswahl.
Bei den eigenen Projekten bietet Crowdfunding die nötige Sicherheit. So lässt sich besser abschätzen, wie groß die Auflage sein muss. Gerade erst wurde das Crowdfunding zum Expertenspiel Norsemen erfolgreich abgeschlossen.
Das nächste Crowdfunding wirft bereits seinen Schatten voraus. Kurz nachdem man die Weihnachtsbäume losgeworden ist, kann man sich auf Kickstarter den nächsten Baum „clicken“. Click a Tree ist das neue Spiel von Uwe Rosenberg, das im Familien-/unterem Kennerspielbereich einzuordnen ist.
Neben Click a Tree wird es auch noch zwei bis drei weiter größere Spiele als Crowdfunding geben. Andere Titel, gerade kleinere, werden auch direkt auf den Markt kommen.
Vier neue Lokalisierungen sind bereits unterwegs. Dazu zählen die Erweiterung zu Erde, die den Titel Vielfalt trägt, das 2-Peronenspiel maunz, die deutsche Ausgabe von Vital Lacerdas CO2 – Zweite Chance und das U-Bahn-Planer-Spiel Terminus.
Dazu sind mit An Age Contrived, Piep! (engl. Perch), Floe, Sierra Nevada – Wandern auf dem John Muir Trail und ganz frisch Daitoshi weitere hochkarätige Neuheiten für das Jahr 2025 angekündigt.